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Rumänisch: Orşova
Deutsch: Orschowa
Ungarisch: Orsova
Kroatisch und Serbisch: Rušava
Tschechisch: Oršava
Koordinaten: 44° 43′ 31″N, 22° 23′ 46″ O
PLZ: 225200
Telefonvorwahl: (+40) 0252
Gemeindeart: Stadt, Kreis Mehedinţi
Orschowa liegt in Südwest-Rumänien, an der Mündung des Flusses Cerna in die Donau. Die Stadt liegt im Durchbruchstal der Katarakten-Strecke, oberhalb des "Eisernen Tores", am linken Ufer der Donau.
Flussaufwärts von Orschowa, ab Virciorova, beginnt das "Eiserne Tor", das früher von den Schiffskapitänen befürchtete Donau Defilee. Seit dem Bau des Stausees zwischen Orschowa und Drobeta Turnu-Severin wurde die Donaufahrt auf dieser Strecke jedoch wesentlich entschärft.
Die Lage der Stadt an der Kreuzung wichtiger Handelswege hatte dazu geführt, dass im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten nach Orschowa einwanderten. Schon im 15. Jahrhundert, unter dem Druck der türkischen Eroberungen auf dem Balkan, kamen einige Aromunische und Serbische Familien aus Mazedonien und Südserbien nach Orschowa. Die erste größere Ansiedlung von Deutschen findet um 1730 statt, eine zweite Welle folgt Ende des 18. Jahrhundert. Zu gleicher Zeit, bis Anfang des 19. Jahrhunderts, wurden viele tschechische Familien in Orschowa und in einigen umliegenden Gemeinden angesiedelt.
Man schätzt dass Orschowa 1747 ca. 170 Häuser besaß. 1874 waren es ca. 2000 Einwohner, wobei die Mehrzahl Rumänen waren. Nur einige Jahre später (1880), ergab eine Volkszählung dass Orschowa 381 Häuser und 3473 Einwohner besaß. Davon waren 1764 Deutsche, 1173 Rumänen, 4322 Ungarn, 131 Serben, 7 Griechen und 2 Türken. 1890 stieg die Bevölkerungszahl auf 4398 Einwohner bei gleichbleibendem Verhältnis zwischen den ethnischen Gruppen.
Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Zahl der Deutschen durch Auswanderung ständig ab. 1992 hatte die Stadt 16009 Einwohner, darunter nur noch 260 Deutsche, 322 Tschechen und 191 Ungarn zu finden waren. 2002 zählte man 12967 Einwohner.
Rathaus, 1. Decembrie 1918 Straße Nr. 20
Die Region um Orschowa zählt zu den früh besiedelten Gebieten des Banats. Der prähistorische Mensch hat zahlreiche Spuren in diesem Raum hinterlassen, die ältesten stammen bereits aus dem Neolithikum.
In der Römerzeit, nach den Feldzügen Trajan’s, wurde das Banat als östliche Provinz in das Römische Reich integriert. Orschowa, damals als Dierna bekannt, war der Sitz der XIII. Gemina Martia Victrix Legion. Nach dem Rückzug der Römischen Legionen wurde Orschowa von den Bulgaren, Kumanen, Tataren und Türken überfallen, geplündert und mehrfach zerstört. Die von den Bulgaren erbaute Festung wurde von den Ungarn unter Arpad erobert und später von König Bela verstärkt und ausgebaut. Während der Türkenzeit wurde Orschowa 1664 Sitz eines „Sandjacs“ und hatte 70 Dörfer im Besitz. Die Festung hatte eine doppelte Struktur: die innere Festung aus Stein war Wohnsitz des Imam und des Kommandanten, die äußere Festung aus Lehm beherbergte den Palast des Bei, eine Moschee und weitere 50 Häuser von reicheren Bürgern. In Folge des Pasarovitzer Friedens übernahm Österreich Orschowa von den Türken. Der erste österreichische Festungskommandant, Oberstleutnant Baron Castner, lies die Moschee in eine katholische Kirche umbauen.
Beim Ausbruch des türkischen Krieges im Jahr 1738 verließ der größte Teil der Einwohnerschaft den Ort. Wenn zur Zeit des Sistover Friedens (1791) Orschowa noch ein kleiner Grenzort war, entwickelte es sich bis zum 19. Jahrhundert, Dank Dampfschifffahrt, Handel und wachsenden Verkehrs zu einer wichtigen Stadt Südungarns.
1829 wurde die Straße nach Karansebesch fertig gestellt, und somit die durchgehende Verbindung zwischen Temeschburg und Bukarest gewährleistet.
1846 wurde auch die Straße entlang der Donau nach Basiasch fertig gebaut.
1873 wurde die Stadt dem Komitat Severin eingegliedert, fünf Jahre später begann der regelmäßige Zugverkehr.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Orschowa ein moderner Handels- und Passagierhafen in der Nähe der Innenstadt angelegt. Dieser war mit dem Bahnhof verbunden, und eine 3 Km lange Rohrleitung führte von da aus zur Raffinerie.
Ab 1919 wurde Orschowa Rumänien zugeteilt und alle Anlagen und Einrichtungen, zum Teil durch die serbische Armee zerstört, wurden vom rumänischen Staat übernommen.
1923 wurde Orschowa zur Stadt ernannt.
1968 in Folge der administrativen Neuaufteilung Rumäniens wurde die Stadt dem Kreis Mehedinti zugeteilt.
1966-1974 wurde Orschowa auf einer höheren Lage umgesiedelt, die alte Stadt wurde überflutet nach dem Bau des Donau-Stausees Eisernes Tor 1.
1990 wurde die Stadt zum Munizipium ernannt.
Orschowa besitzt eine Schiffswerft in der Schiffe für die Flussfahrt gebaut werden. In der Umgebung wird Chrom und Granit gefördert und Asbest, Feldspat, Quarz und Talk verarbeitet. Die Industrie wird durch den Motoren-, Generatoren- und Transformatorbau repräsentiert. Des Weiteren sind die Holzverarbeitung, sowie die Textilindustrie im Stadtgebiet angesiedelt.
Ein bescheidenes kulturelles Leben wurde durch den Männergesangsverein, gegründet 1859, und den Gewerbegesangsverein kaufmännischer Jugend (1885) ausgeübt. Parallel dazu entstand 1867 der „Ungarische Musik- und Gesangsverein“ und 1880 der „Rumänisch-serbische Männerchor“.
1873 erschien die erste Lokalzeitung, das "Orschowaer Wochenblatt", das bis vor dem ersten Weltkrieg ununterbrochen erschienen ist.
Alscher Helmut Franz - Schriftsteller und Journalist
Eugen Franz Edler von Bonomi -Pädagoge und Volkskundler
Faber Anton - Bankdirektor
Láner Kornelius - Eisenbahndirektor, Fachmann für Lokomotivenbau
Lavinia Milosovici - berühmte Gymnastin
Pilly Nikolaus Rudolf - Musiker, Spieler an der Säge, Autor, Vorsitzender des deutschen Ortsforums Kalan; Hochofenspezialist mit 10 Arbeitsauszeichnungen des Staatrates Rumäniens
Moser Johann - Handballspieler, Sportlehrer und Trainer
Röll Johann Nepomuk - Mineraloge, Bergrat
Stadler Eugen - Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen in Orschowa (1994 - 1996)
Die geografische Lage Orschowa's in der Nähe des "Eisernen Tores", der Insel Adakaleh und des weltbekannten Herkulesbad, haben dazu getragen dass Orschowa sich einer steigenden Attraktivität für Touristen erfreute. Schon 1840 gab es einen regulären Schiffsverkehr nach Wien.
Orschowa befindet sich im Naturpark "Eisernes Tor", am Rande des Nationalparks Domogled/Cerna-Tal, eine Lage die einmalige Naturerlebnisse garantiert.
- Die Katholische Kathedrale in der Stadtmitte ist die einzige Kirche die im kommunistischen Regime Ceausescus errichtet wurde, anstelle der in der Donau versunkenen alten Kirche.
- Das Nonnenkloster der "Heiligen Anna" auf dem Berg "Mosul" über Orschowa gelegen, das Dank einer Spende des Journalisten Pamfil Seicaru entstanden ist, als Erinnerung an die Helden, die 1916 in den Schlachten von Alion, Cerna und Orschowa gefallen sind.
- Die Statue am Rastplatz hinter Orschowa in Richtung Eisernes Tor, die eine Frau darstellt, die der versunkenen Altstadt einen Kranz entgegen hält.
- Das Kloster " Valea Dunarii", auch als "Manastirea din Valea Mracunei" bekannt, wurde erst jüngst fertig gestellt und befindet sich am Eingang zur Donau-Enge "Cazanele Mici".
- Das in den Fels geschlagene "Decebalus Rex"-Monument, am Eingang zur Donau-Enge "Cazanele Mici", gestiftet von Prof. Dr. Iosif Constantin Dragan. Der aus Lugosch stammende Stifter gründete einst im Jahre 1948 in Italien die Firma "Milano Butan Gas" und engagierte sich nach 1990 auch in seinem Heimatland Rumänien.
- Der Staudamm "Portile de Fier" (Eisernes Tor), der den Donaupegel um 32 Meter angehoben, und die Durchfahrt durch die Donau-Enge enorm erleichtert hat. Der Staudamm, der zwischen 1964 und 1971 zusammen mit Jugoslawien gebaut wurde, produziert mittels seiner Generatoren (2200 MW-Leistung) ca. 10% des Strombedarfs Rumäniens.
Orschowa kann man auf verschiedenen Arten erreichen.
Landesstraßen:
- von Temeschburg aus kommend (N) in Richtung Bukarest, über die Europastraße E70;
- der Donau Flussabwärts folgend, aus Richtung Neu-Moldowa, über die Nationalstraße DN 57
Eisenbahnlinien:
- Elektrifizierte Eisenbahnverbindung auf der Strecke Temeschburg – Bukarest;
Wassertransport:
- Hafen an der Donau, Km 955
Hotel und Pension Manea, Gratca Str. Nr. 88, Tel. +40 252 361391
Hotel Meridian, Eroilor Str. Nr. 12
Pension Steaua Dunarii, Tel. +40 722 207918 oder +40 723 542121
Pension Paloş, Gratca Str. Nr.164, Tel. +40 0740 242416
Ferienhaus Casa Verde, Tel. +40 0252 360132
Ferienhaus Wanted, Tel. +40 0743 106602
Baumann Julius: Geschichte der Banater Berglanddeutschen Volksgruppe, Wien 1989
Bayer Martha: Die Entwicklung der österreichischen Militärgrenze mit besonderer Berücksichtigung des Karlstädter Generalates, Diss. D.3858, Wien 1935
Griselini Franz: Versuch einer politischen und natürlichen Geschichte des Temeswarer Banats, Wien 1780
Groza Liviu: Resturi istorice, Verlag Dacia Europa Nova, Lugoj 1997
Juan-Petroi Constantin: Modernizarea si urbanizarea Orsovei in a doua jumatate a secolului al XIX lea, Historia Urbana, Edit. Accademiei Romane 1994, 2.
Eine Dokumentation zusammengestellt von Dr. Horst Schmidt und Robert Babiak
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